Blog Layout

Grüne Kontrollarbeit gegen blaue Täuschung & Intransparenz

Meri Disoski • Feb. 02, 2024

Die von Türkis-Blau versprochene „Patientenmilliarde“ hat sich als millionenschweres Komplettversagen erwiesen, wie ein Rechnungshofbericht zeigt.

Mit weggesperrten Akten will die FPÖ diesen Mega-Flop, den sie im Gesundheitsministerium auf dem Rücken von Patient:innen verursacht hat, vertuschen. Das lassen wir nicht zu!


Einen Tag nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos setzt der damalige FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache am 18. Mai 2019 im Wiener Palais Dietrichstein zu seiner Rücktrittsrede an. Flankiert wird er vom gesamten Regierungsteam der FPÖ. An seiner rechten Seite steht Beate Hartinger-Klein, damals blaue Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. Knappe fünf Jahre später beschäftigen wir uns im Untersuchungsausschuss zum „Rot-blauen Machtmissbrauch“ nun mit ihrer Amtszeit. Wieso?


Die Geburtsstunde der Patientenmilliarde


Die Antwort auf diese Frage führt zurück in das Jahr 2018. In einer gemeinsamen Pressekonferenz kündigt die türkis-blaue Regierung im September eine Sozialversicherungsreform an: Die Zahl der Krankenkassen soll von 21 auf fünf reduziert werden. „Wir sparen im System, wir sparen in der Verwaltung und investieren dafür bis 2023 eine zusätzliche Milliarde Euro für die Patientinnen und Patienten“, meint der damalige Bundeskanzler Kurz. „Das ist ein historischer Tag, denn mit dieser Reform ist uns Großes gelungen“, freut sich sein blauer Vize Strache, der von einem „Leuchtturmprojekt dieser Regierung“ spricht.


Drei Monate später beschließt der Nationalrat mit den Stimmen der Regierungsparteien die viel kritisierte und heftig umstrittene Kassenreform. „Heute ist ein denkwürdiger Tag, wir schreiben Geschichte“, freut sich Gesundheitsministerin Hartinger-Klein.


Wie aus einem vermeintlichen Leuchtturm ein Millionengrab wurde


Heute wissen wir: Dieser Tag war tatsächlich denkwürdig, denn aus dem angekündigten „Leuchtturm“ wurde ein Millionengrab.
Statt der versprochenen Patientenmilliarde hat die FPÖ zusätzliche Kosten in Höhe von 215 Millionen Euro auf dem Rücken von Steuerzahler:innen und Patient:innen verursacht. Zu diesem erschütternden Befund kommt ein aktueller Rechnungshofbericht, der die Fusion der Sozialversicherungsträger unter FPÖ-Gesundheitsministerin Hartinger-Klein geprüft hat. Ein genauerer Blick in den Bericht offenbart blaues Missmanagement im Gesundheitsministerium: Das Steuergeld saß sehr locker und neu geschaffene Posten wurden mit FPÖ-nahen Personen besetzt.


So wurden für die Fusion Honorare in Höhe von ca. 20,5 Millionen Euro für externe Beratungstätigkeiten aufgewandt. Und das, obwohl auf interne Beratungsexpertise zurückgegriffen hätte werden können, wie der Rechnungshof explizit festhält. Wieso wurde diese durch das Blau geführte Ministerium ignoriert? Ein Großteil der Honorare für extern erbrachte Beratungsleistungen, anteilsmäßig 76%, entfiel zudem auf lediglich zwei Beratungsunternehmen. Jenes Unternehmen, das sich mit 10,60 Millionen Euro über das zweithöchste Honorarvolumen freuen durfte, verrechnete einen um 80% höheren Stundensatz als das Unternehmen mit dem zweithöchsten Honorarvolumen. Wieso wurde dieses Unternehmen trotz dieser horrenden Stundensätze ausgewählt? Auf diese Fragen gibt es keine Antworten, denn: Das FPÖ geführte Gesundheitsministerium schloss die Verträge offenbar ohne eine Bewertung konkurrierender Beratungskonzepte und ohne einen vorangehenden Preisvergleich ab. Die Beratungsleistungen sind somit völlig intransparent vergeben worden. Sollten hier etwa FPÖ-nahe Unternehmen versorgt werden?


Durch „Einsparungen in der Verwaltung“ hätte die fälschlicherweise versprochene Patientenmilliarde finanziert werden sollen. Der Rechnungshof zeigt nun aber auf, dass bei den betroffenen Rechtsträgern der Personalstand sogar angestiegen ist: von 16.087 Vollzeitäquivalenten im Jahr 2018 auf 16.189 im Jahr 2020. Während die FPÖ im Jahr 2018 noch eifrig betonte, es solle insbesondere bei den Führungsfunktionen gespart werden, wurden im Zuge der Reform sogar neue Führungsfunktionen geschaffen – und mit FPÖ-nahen Personen besetzt. Ein klarer Fall von Postenschacher.


Grüne Aufklärung vs. blaue Vertuschung


Der Rechnungshof hält in seinem Bericht außerdem fest, dass er seinem Prüfauftrag nicht vollständig nachkommen konnte. Wieso? Nach ihrem Rücktritt ließ FPÖ-Ministerin Hartinger-Klein die Kabinettsakten aus ihrer Amtszeit wegsperren, versiegeln und als „privat“ markieren, um sie für 25 Jahre der Kontrolle entziehen zu können. Nur mit ihrer Zustimmung können die Akten entsiegelt und eingesehen werden. Die FPÖ will hier offenbar aktiv einen millionenschweren Mega-Flop vertuschen, den sie auf dem Rücken von Patientinnen und Patienten produziert hat.


Das werden wir Grüne aber nicht zulassen! Wir wollen die weggesperrten Kabinettsakten von Hartinger-Klein aus dem Staatsarchiv in den Untersuchungsausschuss zum „Rot-blauen Machtmissbrauch“ holen, um volle Transparenz in die damaligen Vorgänge zu bringen. Ein entsprechender Antrag wurde diesen Mittwoch im Parlament angenommen. Mehrheitlich, nicht einstimmig. Der Ball liegt jetzt bei Beate Hartinger-Klein, die einer Lieferung der Akten persönlich zustimmen muss. Hat sie nichts zu verbergen und Respekt vor parlamentarischer Kontrollarbeit, lässt sie ihre Kabinettsakten in den Untersuchungsausschuss liefern. Damit wir Grüne endlich Licht ins blaue Dunkel bringen können.



Fotocredits:  APA/Herbert Neubauer

TEILEN AUF


von Meri Disoski 18 Juli, 2024
Daniel Drepper und Lena Kampf beschreiben das von Männern für Männer gemachte „System Musikindustrie“ und legen offen, wie das Macht- und Geldgefälle zwischen Künstlern und Fans in Kombination mit Profitgier den Boden für sexualisierte Gewalt aufbereiten.
von Meri Disoski 28 Mai, 2024
Europa im Superwahljahr 2024: Ein Abtreibungsverbot in Polen, ein schikanöses Herzschlaggesetz in Ungarn, 20 Millionen Frauen innerhalb der EU, die keinen Zugang zu sicheren Abtreibungen haben. Ein europaweites Bündnis will das ändern. Hier kannst du es unterstützen!
von Meri Disoski 28 März, 2024
ÖVP-Frauenministerin Raab traf heute Expert:innen, um mit ihnen an einer „österreichischen Leitkultur“ zu arbeiten. Wieso lud die Frauenministerin dabei ausgerechnet eine Abtreibungsgegnerin zur Mitarbeit ein? Während in Frankreich das Recht auf Abtreibung auf Initiative der Grünen Senatorin Mélanie vor kurzem in der Verfassung verankert wurde, lädt Susanne Raab mit Katharina Pabel eine prononcierte Abtreibungsgegnerin in eine Arbeitsgruppe ein. Pabel ist Teil des Herausgeber-Beirats der „Zeitschrift für Lebensrecht“. Nomen est omen. WHerausgegeben wird die Zeitschrift von der konservativen deutschen „Juristen-Vereinigung Lebensrecht“ (JVL). Die JVL ist Teil der Bundesvereinigung Lebensrecht (BVL) und gehört in Deutschland damit zu den Organisator:innen der Anti-Abtreibungs-Demo „Marsch für das Leben“. Den kennen wir wiederum auch aus Österreich. Die hiesige Anti-Abtreibungs-Szene marschiert dabei einmal im Jahr durch die Wiener Innenstadt, ÖVP-Nationalratsabgeordnete wie Gudrun Kugler oder Norbert Sieber marschierten in der Vergangenheit mit. Im Beirat der „Zeitschrift für Lebensrecht“ tummeln sich neben Katharina Pabel weitere Persönlichkeiten, die christlich-fundamentalistische Positionen vertreten: Schwangerschaftsabbrüche und Scheidungen werden abgelehnt, LGBTIQ-Feindlichkeit offen zur Schau gestellt, Umpolungstherapien zur Heilung von Homosexuellen angepriesen. Eines der bekannteren Beiratsmitglieder ist die berüchtigte deutsche Homo-Heilerin Christl. R. Vonholdt. Die Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin lehnt Homosexualität als „sündhaft“ ab, ist gegen das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare und warnt vor der gleichgeschlechtlichen Ehe. Zeige mir deine Freunde und ich sag‘ dir wer du bist! Politische Kampfzone Frauenkörper Seit Jahren beobachten wir europa- und auch weltweit: Rechtspopulismus und Antifeminismus gehen Hand in Hand. Rechte und Konservative haben den Körper von Frauen und unser Recht, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, zur politischen Kampfzone erklärt. Ihre frauenverachtenden Diskussionen drehen sich um die Frage, ob Frauen der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gänzlich verboten oder zumindest radikal erschwert werden soll. So werden z.B. in Ungarn ungewollt Schwangere schikaniert. 2022 dekretierte Orbáns Innenminister per Ministerialverordnung, dass ungewollt Schwangere vor einer Abtreibung die Herztöne des Embryos anhören müssen. Schon 2020 führte die rechtskonservative PiS in Polen ein rigoroses Abtreibungsverbot ein. Weltweit setzte eine Welle der Solidarität mit den polnischen Frauen ein. Auch in Wien, wo sich auf meine Initiative hin auf dem Platz der Menschenrechte rund zweitausend Menschen versammelten, um gegen diese frauenverachtende und letzten Endes auch Frauenleben gefährdende Politik zu demonstrieren. Unterstützt wurden die Proteste von uns GRÜNEN, der SPÖ und NEOS – die ÖVP und die FPÖ fehlten genauso, wie klare Worte von Frauenministerin Raab.
Weitere Beiträge
Share by: